into the peripheral

Fallen

Posted in Uncategorized by nele on May 5, 2010

Ich laufe durch eine Straße, die eine Woche zuvor von Hagel getroffen wurde. Kaputte Auto- und Fensterscheiben, kaputte Dachziegel in Häufchen am Straßenrand. Jemand erzählt, die Schwester habe ein straußeneigroßes Hagelkorn in ihre Tiefkühltruhe gelegt, um es aufzubewahren. Ich träume von einem Hagelkornmuseum, in dem Minusgrade herrschen und die größten Hagelkörner der Welt zu bestaunen sind. Die Hallen des Museums sind dunkel, die Hagelkörner in Glasvitrinen elegant beleuchtet. Reichen Camping-Tiefkühltaschen aus oder diese, in denen im Supermarkt der frische Fisch verpackt wird, um die Hagelkörner in das Museum zu transportieren? Zur Eröffnung und in regelmäßig stattfindenden Panels kommen die Betroffenen zu Wort und können sich untereinander austauschen. Es gibt Gruppen-Rabatte und Angebote für Schulklassen, Hagelopfer haben freien Eintritt. Langfristig wird sich ein Bereich des Museums anderen plötzlich fallenden Objekten widmen (Fröschen, Kühen, Porzellan, Haaren, Selbstmördern, Aristokratenkindern, Aktienkursen, Kaugummis etc).

Ich träume von vielen beunruhigenden Dingen und dann träume ich von einem Filmprojekt in 16 mm, für das wir in einem Team nach Patagonien reisen, um ein Lama zehn Minuten lang in einer Landschaft mit Bergen und Gletschern zu filmen. Die Kamera bleibt statisch, das Lama steht im Zentrum des Bildes und schaut die ganze Filmrolle lang regungslos in die Kamera. Das Lama ist trainiert, um so lange still zu halten, und der Tiertrainer steht neben dem Kameramann. Es ist ein minimalistisches, gleichwohl teures Projekt.

Foto: August Sander

One Response

Subscribe to comments with RSS.

  1. wennsregnetnnsregnet@web.de said, on August 16, 2011 at 9:37 am

    immer wenn ich Zug oder Bus fahre, fällt mir auf, dass die Sitze im Zug oft unterschiedlich abgenutzt sind und wenn sie vorher dunkelblau dann jetzt hellblau geworden. Immer dann mache ich mich auf den Weg um den abgenutzesten Sitzt zu finden. Den sitz, auf dem die meisten Passagiere (oder die unruhigsten Passagiere, da sie immer hin und herrutschen) platzgenommen haben.


Leave a comment